Der Yoga-Übungsweg
Das Wort „Yoga“ ist aus dem Sanskritwort „Yui“ abgeleitet und bedeutet „zusammenfügen“, „einigen“ oder „wiedervereinigen“. Yoga symbolisiert somit die Einheit von Körper, Geist und Seele. Patanjali, ein unbekannter Autor, der vermutlich um die Zeitenwende lebte, verfasste den „Leitfaden des Yoga“, das Yoga-Sutra, in dem in Gedichtsform in Sanskrit universelle Wahrheiten und altes Wissen in 195 Sätzen knapp und essentiell zusammengefasst sind. Die acht Stufen des Yoga-Übungsweges (Astanga) bauen aufeinander auf und setzen sich zusammen aus:
1. Yama, ethisches Verhalten und Einstellungen gegenüber anderen Menschen.
2. Niyama, ethisches Verhalten sich selbst gegenüber (z.B. Reinheit, Zufriedenheit, Selbstdisziplin)
3. Asanas, welche Haltungsqualität die Körperhaltung haben soll, in welcher Geisteshaltung die Asanas geübt werden sollen.
4. Pranayama, die Regulierung des Atems.
5. Pratyahara, die Regulierung der Sinne nach innen.
6. Dharana, Dhyana, Samadhi beschreiben die Stufen der Meditation.
Obwohl das Yogasutra schon über 2000 Jahre alt ist, überzeugt es durch seine Zeitlosigkeit und Aktualität in den Beschreibungen der Struktur und Gewohnheiten des Geistes.
Das von Patanjali zusammengetragene Wissen (die Wissenschaft des menschlichen Geistes) wird heute der Klassische Yoga genannt. Die Sichtweise auf die Natur des menschlichen Geistes bezog ganz bewusst die Religionen Indiens nicht mit ein und stand somit als atheistischer Yogaweg im Gegensatz zum Hinduismus. Von der Priesterkaste, den Brahmanen, wurde diese Sichtweise deshalb immer wieder heftig angegriffen. So gut wie alle Yogatraditionen fühlen sich heute dem Klassischen Yoga verpflichtet und bauen darauf auf.
Patanjali definierte Yoga als den Zustand, in dem die Bewegungen und Aktivitäten des Geistes zur Ruhe kommen und in eine dynamische Stille übergehen. Aufgrund der Beruhigung des Geistes kann Klarheit entstehen in der der Mensch das, was er mit seinen Sinnen wahrnimmt, weder benennt, noch bewertet, noch be- u. verurteilt, sondern sich in seinem So-Sein, im Hier und Jetzt erfährt.